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Amethystus

 

 

Ein gewisser Cnaeus Cavius Amethystus wäre für immer ein unbekannter Mallorquiner geblieben, hätte man ihm zu Ehren nicht eine Hommage in eine 51 cm hohe und 44 cm breite Steinplatte gemeisselt.

Diese Steinplatte wurde im 16. Jh. in Tarragona gefunden und befindet sich heute im Patio des dortigen Palacio Episcopal.

 

Die Inschrift lautet im Original:

 

 

CN CAVIO CN
CAVI SEVERI FILIO
QVIR
AMETHYSTO
BALEARICO PALMENSI
ET GVIVNTANO
OMNIBVS HONORIBVS
IN REBVS PVBLICIS SVIS
FVNCTO
FLAMINI P H C

P H C

 

was unter Berücksichtigung der üblichen lateinischen Abkürzungen folgendes bedeuten soll:

 

CN(AEO) CAVIO CN(AEI)

CAVI SEVERI FILIO

QUIR(INA)

AMETHYSTO

BALEARICO PALMENSI

ET GUIUNTANO

OMNIBUS HONORIBUS

IN REBUS PUBLICIS SUIS

FUNCTO

FLAMINI P(ROVINCIAE) H(ISPANIAE) C(ITERIORIS)

P(ROVINCIA) H(ISPANIA) C(ITERIOR)

 

Zu deutsch heisst das:

 

(Gewidmet) dem Cnaeus Cavius Amethystus,

Sohn des Cnaeus Cavio Severus,

Mitglied der Quirinus-Familie,

Baleare aus Palma

und Guium,

in allen seinen öffentlichen Ämtern ehrenvoll

Hoher Priester der Provinz Hispania Citerior

 

Es ist davon auszugehen, dass diese Steinplatte vor 1900 Jahren den Sockel einer Statue dieses Hohenpriesters schmückte.

 

Zusammengefasst kann also festgestellt werden, dass dieser römische Baleare auch auf dem heutigen spanischen Festland hohe Ämter bekleidete und hoch angesehen war.

 

Über die Verdienste des Amethystus hinaus ist diese Steinplatte aus Tarragona für Mallorca aber auch deshalb von besonderer Bedeutung, als sie als Heimat des Amethystus gleich zwei Orte nennt: Palma und Guium.  Während man allenthalben den Standort der antiken römischen Stadt Palma zu kennen glaubt (wenngleich nicht unbestritten ist, dass sich das antike Palma am Ort der heutigen Stadt Palma befunden haben soll), ist man in der Wissenschaft bezüglich des Standorts der zweiten Stadt Guium absolut einig: niemand (ausser dem Verfasser dieser Zeilen …) behauptet, den Standort dieser Stadt zu kennen.

Dabei ist ebenso unbestritten, dass es sie gab. Sie wurde schon von Plinius dem Älteren in seiner Enzyklopädie des römischen Reiches „Historia naturalis“ erwähnt. Dieser schreibt dort:

 

"Baliares funda bellicosas Graeci Gymnasias dixere. maior C p. est longitudine, circuitu vero CCCCLXXV.

Oppida habet civium Romanorum Palmam et Pollentiam, Latina Guium et Tucim, et foederatum Bocchorum fuit, ab ea XXX distat minor, longitudine XL, circuitu CL. civitates habet Iamonem, Saniseram, Magonem."

 

zu deutsch:

"Die Balearen, deren Bewohner mit der Schleuder kämpften, nannten die Griechen „Gymnasias“. Die größere Insel hat eine Länge von 100 Passum (Meien), aber einen Umfang von 475 Meilen.

Sie hat Palma und Pollentia (jeweils) als „civium“ der Römer (Städte römischer Bürger = höchster Rang einer Stadt im römischen Reich) , Guius und Tucis als „Oppida Latina“  (=zweithöchster Rang unter den römischen Städten) und die Stadt der Bocchorer als konföderierte Stadt.

 

Über die Standorte dieser Städte verrät uns Plinius fast gar nichts. Dabei müssen die Städte schon eine imposante Grösse gehabt haben, hatten Palma und Pollentia den höchsten Rang im römischen Reich (Civium) und Guium und Tucis immerhin jeweils den zweithöchsten Rang unter den Städten im römischen Reichen (Latinum), während es sich bei der konföderierten Stadt der Bocchorer nicht um eine römische Gründung handelte, sondern um eine Stadt , die bei Landung der Römer im Jahr 123 v.Chr. bereits vorhanden war und konföderiert wurde.

 

Wertet man aber die Erkenntnisse aus der Historia Naturalis einerseits und der Inschrift von Tarragona andererseits aus und berücksichtigt man bestimmte römische Geometrien auf Mallorca (dazu später mehr) und bestimmte historische Ereignisse, dann lässt sich nicht nur der Standort der antiken Guium (auf den Meter genau !) bestimmen, sondern auch beweisen, dass sich das antike römische Palma eben nicht am Standort der heutigen Stadt Palma befand.

 

Dank Amethystus indes kann bewiesen werden, dass es sich bei der einen konkret gefundenen Stadt nicht um Tucis, sondern um Guium handelte, selbst wenn die Archäologen kein „Ortsschild“ mehr finden sollten.

 

 

 

Lit.:

C. Veny, Corpus de las inscripciones baleáricas hasta la dominación árabe (Madrid 1965) 243-244, Apendix I, Nr. 6.
CIL 02, 04218.
CIL 02, 04218 add. p. 972.
ILS 6935.
RIT 0280.
R. Zucca, Insulae Baliares. Le isole Baleari sotto il dominio romano (Roma 1998) 272, Nr. 63; Foto.

Juan Bautista Dameto,Vincente Mut: The ancient and modern history of the Balearick Islands; Or of the kingdom of Majorca, London, 1719

 

 

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